Nicht zu viel versprochen hatte der Tourismusverein Holsteinseen, als er für den 16. Mai 2024 einen faszinierenden Vortrag in der „Alten Schmiede Bornhöved“ ankündigte: Regionalhistoriker Volker Griese aus Wankendorf sollte über die Kleinbahn Kiel-Segeberg vortragen, die 50 Jahre in Bornhöved Station machte. Rund 80 Interessierte folgten der Einladung und wurden nicht enttäuscht.
Denn Volker Griese gehört zu denen, die sich in Sachen Kleinbahn auskennen. Im Vorjahr erst brachte er sein Büchlein „Kleinbahn Kiel-Segeberg 1911-1961“ (Broschur: 106 Seiten, Verlag: Books on Demand, Norderstedt 2023, ISBN: 978-3-7578-5211-5, 8,50 EUR) heraus, in dem er die kurze aber spannende Bahngeschichte aufgeschrieben hat – auch unter Zuhilfenahme anderer Jäger und Sammler der Lokalgeschichte, etwa das Kalkberg-Archiv von Hans-Werner Baurycza in Bad Segeberg oder den reichen Bilderfundus von Norbert von der Stein in Bornhöved.
Das Buch war auch Auslöser dafür gewesen, dass Jürgen Bucksch aus Schmalensee, Vorsitzender des Tourismusvereins Holsteinseen, Volker Griese für den Vortrag (und einen Beitrag im aktuellen Vereinsmagazin „Echte Natur“) gewinnen konnte. Der Förderverein „Alte Schmiede Bornhöved“ stellte den Raum; das benachbarte Heimatmuseum „De ole Rökerkaat“, betrieben vom Ortsverein Bornhöved und Umgebung im Schleswig-Holsteinischen Heimatbund, steuerte Dekoratives zur Kleinbahn-Geschichte bei.
Erst im zweiten Anlauf war Bornhöved zum Bahnanschluss gekommen. Nachdem man 1837 noch zugunsten Neumünsters übergangen worden war, konnte 1911 eine nicht-staatliche Kleinbahn-AG Kiel-Segeberg (KSE) realisiert werden, von der Bornhöveds damaliger Bürgermeister als „Zeitenwende“ sprach.
Aber nicht allein Bornhöved, immerhin zusätzlich mit einem Bahnausbesserungswerk ausgestattet, kann auf ein besonderes Stück Eisenbahn-, Technik-, Transport- oder Wirtschaftsgeschichte zurückblicken. Fast alle Gemeinden, die damals an der Bahnlinie lagen, waren im interessierten Publikum vertreten; viele brachten sich mit Erinnerungen und Anekdoten ein.
Die Kleinbahn Kiel-Segeberg war vom 2. Dezember 1911 bis zum 31. Dezember 1961 in Betrieb. Als Aktiengesellschaft gegründet im Juli 1911, gestartet mit der Genehmigung zum „von lebenden Personen und Tieren sowie Leichen“. Die Bahn überdauerte manches Ereignis, vom Ersten Weltkrieg über einen weiteren; den Transport von bewaffneten Arbeitern aus den Raum Wankendorf nach Kiel zur Niederschlagung des auch dort angelaufenen „Kapp-Putsches“ 1920, über die Einrichtung eines Theaterzuges nach Kiel, bis zum Ausbau der Bundesstraße 404, der dem Personentransport zunächst nicht schadete.
Das Ende der Bahn bedingten Sparsamkeit und Gewinnstreben gleichermaßen: Die Kleinbahn-AG Kiel-Segeberg war am 23. Juli 1911 von der Stadt Kiel, den Kreisen Plön und Segeberg sowie der Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Lenz & Co. gegründet worden und hatte eine Lizenz für 50 Jahre erworben. Die Lizenz hätte erneuert werden müssen. Die Stadt Kiel und die Kreise Plön und Segeberg wollten sich jedoch nicht an der Finanzierung der notwendigen Erneuerungen der Bahn beteiligen. Stattdessen machten die Aktionäre der Kapitalgesellschaft gute Gewinne mit der Abwicklung der Kleinbahn.
Einen ausführlichen Bericht von Jürgen Bucksch und weitere Bilder aus der Veranstaltung gibt es auf www.gemeinde-schmalensee.de.